Betteln – ein Erfahrungsbericht
Es gibt die Könige unter den Bettlern und das sind die Hunde. Mit einem einzigartigen Hundeblick ausgestattet sind sie prädestiniert dafür, die Herzen ihrer Menschen zu erweichen und die Speisen ihrer Begierde in die hungrigen Schnäuzchen wandern zu lassen.
Der eine Hund bettelt passiv und schaut nur lieb. Meist reicht das dann schon. In dem Moment, wenn der angebettelte Mensch in die furchtbar traurigen Augen blickt, dann schmilzt der Widerstand und schwubbs… der Hund hat gewonnen und was in der Schnute. Manche betteln auch aktiv, durch stupsen, pföteln und Schnauze auflegen. Andere winseln herzzerreißend und man befürchtet schon fast, dass gleich der Tierschutz vor der Tür steht…
Aber das stimmt doch gar nicht! Ich bin wirklich fast am Verhungern! Guck mich doch mal an. Also ich bettle, um zu überleben. Das ist was ganz anderes, als das pure Habenwollen. Du bist da total ungerecht.
Jenny – die Meisterin der Blicke
Meine Jenny… seit vielen Jahren tot, doch noch immer in meinem Herzen und meinen Gedanken. Sie war mein erste Hund und hat mich fix um die Pfote gewickelt. Mich und den Rest der Familie. Beim Betteln war sie ganz sanft und vorsichtig.
Ich hätte sicher noch viel von ihr lernen können…
Sie hat tief geseufzt und einen angesehen. Meist reichte das schon aus und schwubbs war das Objekt der Begierde im Hund. Hat man sie nicht beachtet, hat sie vorsichtig gestupst und den Kopf auf das Bein gelegt. Sie hat tief geseufzt und einen angesehen. Schon war ich überredet und sie bekam, was sie wollte. Ja. Jenny hatte mich gut im Griff. Aber sie war so klein und zart und lieb, da konnte doch kein Mensch nein sagen.
Ich höre dieses böse N-Wort viel zu häufig.
Natürlich war sie auch mal frech und ist einfach kurzerhand auf einen Stuhl gesprungen, um näher am Essen zu sein, aber das war äußerst selten. Meist hat sie den stillen, sehr ruhigen Weg gesucht. Sie kam schließlich auch ohne massiver zu werden an ihr Ziel und wurde dafür nicht nur ausgiebig gestreichelt und mit freundlichen Worten bedacht, sondern natürlich auch ordentlich gefüttert. Das ging teilweise so weit, dass meine Oma sogar einen eigenen Napf mit einem Teil des Mittagessens für Jenny parat stellte. Uiuiui… heute würde ich das niemals mehr zu lassen, aber damals wusste ich es einfach nicht besser und hab es ohne Widerspruch zugelassen und sogar gut geheißen.
Rocky – frech und charmant
Mein Seelenhund Rocky war aus anderem Holz geschnitzt. Da war nichts schüchternes, nichts vorsichtiges. Er war frech, stand mit allen vier Pfoten fest im Leben und wusste, was er wollte. Natürlich war er auch der Charme in Fell.
Rocky war toll!
Er war ein Millionentreffer und konnte jeden für sich einnehmen. Seinem Charme zu widerstehen… ich glaube, es war unmöglich.
Ja, da hast du Recht. Er hatte mich mit dem Hallo.
Er konnte aber auch penetrant sein. Grade bei meinem Vater hat er sich eine Technik angewöhnt… die war echt grenzwertig. Anfangs hat er sich einfach zwischen die Beine gestellt, weil er so klein war, Pfoten ans Bein und Männchen machen. Er konnte ein hinreißendes Männchen machen, wie ein kleines Erdmännchen. So niedlich. Hat mein Papa dann nicht reagiert, hat er *zack* mit der Pfote einen Hieb gegen den Bauch gegeben. Der hat richtig Striemen gezogen. Bei keinem anderen hat er das gemacht, aber Papa ging auch immer drauf ein. Selber Schuld kann ich da nur sagen.
So frech war er??? Das hast du mir nie erzählt! *böseguck* Hätte ich das mal eher gewusst… Aber jetzt weiß ich ja, dass ich bei Papaherrli ein bisschen forscher ran gehen kann.
Bei mir hat er sich zwar auch mal hingestellt und gebettelt, auch mit Pfote, aber da hab ich ihn immer weggeschickt. Auf ein freies, superniedliches Männchen gab es was. Dabei hat er immer so drollige Geräusche gemacht und fleißig mit den Pfoten gewackelt. Ich sag ja, er war niedlich ohne Ende. Ihm zu widerstehen… nein, unmöglich. Wurde er frech, dann wurde er in die Schranken gewiesen, aber war er charmant, hab ich ihm mein Herz auf dem Silbertablett serviert.
Frauli, glaub mir… das hast du eh.
Leider war seine Zeit viel zu kurz bemessen und was bleibt, sind viel zu wenige Fotos und meine Erinnerungen… aber die werden niemals verblassen und vergessen kann ich ihn auch niemals.
Shiva – Telekinese in Ausbildung
Shivas Betteltaktik ist der von Jenny ähnlicher als der von Rocky. Sie setzt auf die sanften Töne. Schnell hat sie kapiert, dass Frechheit nicht immer siegt und ihr schon den einen oder anderen Aufenthalt an der Leine oder in der Box beschert hat. Mit einem total niedlichen Blick setzt sie sich neben einen und guckt. Ab und zu ein sanfter Stups mit der Nase, mehr nicht. Manchmal noch ein kleines Winseln ala „ich verhungere gleich“, aber sonst wartet sie recht geduldig. Gibt es was besonders leckeres (meine Pizza Hawaii neulich) legt die Pfote auf meinen Oberschenkel und wartet, kommt keine Reaktion, rüttelt sie ganz leicht und sobald ich den Kopf drehe folgt der ultimative Bettelblick mit einem kleinen Winseln. Selbstverständlich kann ich ihr nicht widerstehen… Den Rand bekommt sie und mampft ihn mit Begeisterung.
Viiiiiiel zu selten. Meistens sitz ich da und mir trieft der Zahn und was ist? Ich bekomme nix ab! Ich kann mich abstrampeln, aber nööööö, ich krieg nie was.
Sie guckt einem aber die Bissen in den Mund… ich bin sicher, sie übt heimlich Telekinese und eines Tages fliegt mein Abendessen direkt in ihre Schnauze. Noch klappt es nicht 100%, aber irgendwann schafft sie es sicher.
Noch übe ich, aber ich schaff es ganz bestimmt und dann kannst du nur gucken, wie dein Essen zu mir fliegt.
Bei meinem Papa weiß sie genau, welche Knöpfe sie drücken muss und wenn sie es geschafft hat, dann führt sie einen kleinen Tanz auf. Dann geht es nämlich zur Leckerlietüte und da begleitet sie ihn voller Stolz und Begeisterung. Aber auch vom Essen geht öfter mal was in Richtung Hund… sehr zu meinem Missfallen, aber solange sie nicht an mir Rumkratzt… Nur wenn es definitiv das falsche ist, dann schreite ich ein. Ich bin nämlich diejenige, die nachts dann im Regen steht und zuguckt, wie der Hund Durchfall hat und alle paar Stunden aus dem Bett geschmissen wird.
Ja, Papaherrli ist sehr ergiebig, aber er hat kaum mehr Leckerlies, hat er gesagt. Da musst du mal für Abhilfe sorgen. Das geht so nicht. Ich brauch doch mein Naschi.
Habt ihr auch so Bettelkönige? Oder lasst ihr es gar nicht erst zu? Eigentlich hab ich mir geschworen, dass Shiva kein Bettelhund wird, aber irgendwie… Öhm… ich bin da einfach zu weichherzig… Ein Blick von ihr und ich schmelze dahin.
Flauschige Grüße
Sandra
Glaubt ihr nix! Frauli kann voll gemein sein und mir gar nix abgeben, dabei geb ich mir so eine Mühe zu betteln. Der richtige Moment, der richtige Blick, ein Winseln, ein Sabberfaden… aber nööööö! Guckt mich an und schiebt sich das alles alleine in den Mund und ich geh total leer aus. Ich verhuuuuungere noch.
Flauschige Umpfötelung
Shiva Wuschelmädchen
2 Comments
Manuela Brown
Herrlich! Ganz genau so ist es. Meine vier Pudel betteln auch alle auf unterschiedliche Weise. Den knallharten Fixierblick hat Vasey drauf, das penetrante Stupsen Cedric, das „ich komm gleich um vor Hunger und wenig streicheln Seufzen“ kann Emma ganz besonders gut … und Lòrian? .. ja der ist der Meister im Veitstanz… da kann man nix machen! Der springt so lange in die Höhe, bis er seinen Willen bekommt! Also hahaha… herrlicher Bericht und das Fazit? Wer könnte denn jemals widerstehen? Und warum überhaupt? Toll geschrieben!! Daumen hoch👍🏻
carowiesauer
Was für eine schöne „Sammelgeschichte“ über verschiedene Arten von Hunde-Betteleien!
Geronimo hat auch einiges entwickelt auf diesem Sektor: Er schaut ganz lieb (und nur ein bisschen fordernd;) und leckt sich über die Schnauze dabei. Das heisst, bitte Leckerli.
Bei Tisch ist er gaaaaaanz brav, denn er weiß, die braaaaaven Hunde kriegen was. Er macht sich da fast unsichtbar im Platz, hinter einer Bank oder unterm Tisch…und wartet einfach ab.
Manchmal ist er aber auch ungestüm, wenn es sehr dringend ist: Dann läuft er zur Schublade mit den Leckerlis und versucht, Beachtung zu bekommen.
Wenn es ganz und gar mit ihm durchgeht (und er zb Gassigehen will) dann hat er eine eigene Art, dies zu vermitteln: Er bellt, allerdings geräuschlos (weil er weiß dass ich Bellen an sich nicht so mag;)))
lg caro + geronimo