Seminar: Belohnen und Korrekturen
Super Timing, Sandra! Wie immer… *augenroll* Am Wochenende hatten wir ein seit dem Frühjahr geplantes Seminar auf dem Hundeplatz und was mach ich? Ich bin krank. Seit 2 Wochen schlage ich mich mit einer fiesen Erkältung rum und komm nicht richtig auf die Füße. Ein paar Tage daheim, haben den Zustand zwar verbessert, aber erstens hat meine Kollegin ab Mitte der Woche Urlaub (für 4 Wochen) und zweitens wollte ich ja unbedingt aufs Seminar, also ging ich brav Donnerstag und Freitag wieder arbeiten, damit ich auch hin konnte.
Teil 1 – Samstag – Lernen durch Belohnung
Am Samstag ging es um Belohnungen, Motivation und spielerisches Lernen. Natürlich auch die klassische oder operante Konditionierung. Während die klassische Konditionierung durch einen Reiz ausgelöst und von Gefühlen bestimmt und erreicht wird, wird bei der operanten Konditionierung das Verhalten durch die Konsequenz bestimmt. Aber dazu hatte ich ja im letzten Jahr schon sehr viel geschrieben. Ich möchte auch nicht zu theoretisch werden. Dieses Jahr war ich komplett ohne Hund, dafür mit Erkältung angemeldet. Also hatte ich nicht immer den wartenden Hund im Hinterkopf, sondern konnte mich voll auf das Gehörte konzentrieren.
Freude und Spaß
Der Hund lernt am Besten mit Freude. Das ist jedem klar, aber wie erreicht man das am einfachsten und konsequentesten? Also muss man beim Hund ein gutes Gefühl mit einer Übung verbinden, damit er das soeben Gelernte immer mit dem guten Gefühl abspeichert, bei verfressenen Hunden natürlich mit der Futterbelohnung, bei verspielten Hunden mit einem schönen Spiel. Die Belohnungsarten können sehr vielfältig sein und sollten dem Naturell des Hundes entsprechen, aber auch dem des Halters. Ein Hund merkt, wenn wir uns verstellen und dann war das ganze Gehampel für die Katz, weil er uns nicht ernst nimmt.
Die Seminarleiterin ist eine sehr laute und quirlige Person. Sie hat auch keine Hemmungen mal loszuquietschen, um den Hund zu belohnen oder mit einem jungen Hund mitten im Spaziergang durch die Innenstadt ein kleines Spiel zu veranstalten – mit Gequietschte, Gehampel und allem drum und dran. Ich würde mir da mein Loch zum verstecken suchen. Aber so sind die Menschen unterschiedlich. Ihre Hunde haben es so gelernt und sind alle voll da, wenn sie was mit ihm trainiert. Aber jeder Mensch ist anders, deshalb ist es so wichtig, dass sich jeder seinen eigenen Weg sucht und Anregungen von anderen annimmt, um seinen eigenen Stil vielleicht zu verfeinern oder den Weg aus einer Trainingssackgasse zu finden.
Timing ist alles
Es kommt beim Training auch immer auf das richtige Timing an. Clickere ich ein Sitz zum Beispiel in dem Moment, wenn der Hund sich in eine Biene setzt, die ihm in den Hintern sticht, kann ich das Sitz für alle Ewigkeiten vergessen. Das wäre natürlich saudumm gelaufen und nicht meine Schuld, aber trotzdem wäre es versaut. Also gutes Gefühl her und los geht das Training. Bin ich selber nicht voll bei der Sache, brauche ich auch gar nicht mit dem Training beginnen, da es dann nur Murks geben kann. Beide in gute Stimmung und schon fluppt das Training nur so. Für Wortkommandos oder akustische Signale ist es wichtig, dass diese auf jeden Fall unmittelbar vor einem Sichtzeichen gegeben werden. Der Hund achtet auf alles, aber er ist von Haus aus der geborene Beobachter. Daher ist jede noch so kleine Bewegung oder körperliche Signalgebung für ihn wie eine Sirene mit Leuchtzeichen. Es überblendet alles daher muss das akustische Signal davor gegeben werden, so speichert er beides ab und merkt sich das Kommando mit dazu.
Unser Hund der Opportunist und Egoist
Was ihm nichts bringt, wird er früher oder später bleiben lassen. Das trifft aufs lernen genau gleich zu wie auf unerwünschte Eigenarten. Wollen wir ihm was beibringen, wird also alles das belohnt und alles, was wir nicht wollen, wird ignoriert. Er wird die gewünschten Dinge wiederholen und das ignorierte wird er mit der Zeit lassen, es bringt ihm ja nix. Um das Lernen zu erleichtern, arbeiten wir mit Markern, verbal, mimisch oder durch kurze Berührung. Shiva findet anfassen während dem Training doof, also lass ich es. Sie bekommt einen Click und das Leckerchen oder ein kurzes Spiel. Dinge, die ich nicht möchte, werden einfach ignoriert, als wäre es nicht geschehen. Ich habe bei ihr schnell gemerkt, dass sie es gut annimmt. Shiva liebt es, wenn ich ihr Aufmerksamkeit schenke und fordert diese auch öfter mal ein, wenn ich am Daddeln bin, womit sie natürlich recht hat.
Tag 2 – Sonntag – Korrekturen ohne Korrektur
So lässt es sich am besten Beschreiben. Fehler wurden nämlich nicht korrigiert, sondern Alternativen aufgezeigt und diese dann überschwänglich belohnt. Wir wissen noch von Tag 1, dass Belohnung mit jede Menge Freude passieren soll. Also nicht nur das trockene Leckerchen in die Schnute gestopft, sondern so richtig Party. Es ist natürlich nicht immer möglich, das unerwünschte Verhalten zu ignorieren. Die Referentin arbeitet im IPO Bereich und hat die komplette Unterordnung über ihr System aufgebaut. Hat man einen Hund von Anfang an, kann man ihn in jedem Bereich so aufbauen. Aber ich bleibe realistisch und behaupte mal, in manchen Bereichen muss ich schnell reagieren und dann kann es auch mal sein, dass ich einen Hund mit einem beherzten Ruck von der Straße reiße und nicht warte, bis er vom Auto gesmasht wurde, damit er es lernt beim nächsten Mal lieber auf die Seite zu gehen.
Aufmerksamkeitssignal oder Indianer
Interessant fand ich das Aufmerksamkeitssignal, welches einem Indianergeheul glich. Das hat die Referentin für alles mögliche nutzen können. Sie hat dieses Indianergeheul ausgestoßen und ist mit dem Hund losgesaust. Es schloss sich direkt ein tolles Spiel an. Auch unsere eigenen Hunde, die das noch gar nicht kannten, haben quasi sofort mitgemacht. Der Besitzer hat ein Geheul ausgestoßen und ist losgeflitzt. Der Hund natürlich hinterher und los ging das wilde Spiel. Da konnte drumherum alles noch so interessant sein. Ich fand das echt super. So kann man seinen Hund mit dem Geheul schon einstimmen und dann in freudige Erwartung packen. Alles, was folgt muss ja toll sein (klassische Konditionierung). Vor allem geht es sicher auch als Abrufsignal (wenn der Hund nicht so losgebrettert ist, um fürs Abendessen zu sorgen).
„Geistige Zügel“
Die geistigen Zügel nach Prof. Ekard Lind haben mir auch gefallen, wobei ich sagen muss, dass ich sie schon verwendet habe, bevor ich überhaupt je davon gehört hatte. Der sogenannte geistige Zügel ist nämlich einfach ein Handzeichen. Die stark gespreizte Hand in Richtung des Hundes. Es soll ein kurzes und knackiges Signal sein, um den Hund im augenblicklichen Tun einzufrieren. Ich selber habe das Zeichen schon seit Jahren im Gebrauch und verwende es als Abbruchsignal, aber auch ein bissele als Fertigzeichen, wenn Shiva beim Spielen kein Ende findet, dann wird ihr die gespreizte ausgestreckte Hand gezeigt und sie weiß, dass nun Ende ist. Es klappt aber auch fürs Fotografieren als Bleibesignal, da ich es so aufgebaut habe. Von dem her, war das Zeichen für eine weitere Verwendung für mich bereits „verbraucht“, aber toll finde ich es dennoch.
Resumee
So, das war mal ein kleiner Überblick über das Seminar letztes Wochenende. Ich habe sehr viel neues gelernt und auch altes bestätigt bekommen. Es ist immer interessant sich umzuhören und auch mal mit anderen Trainingsmethoden vertraut zu machen. Mit dieser Referentin gehe ich sehr konform. Natürlich gibt es Unterschiede, aber wir sind auch zwei gänzlich verschiedene Personen. Manches, was sie automatisch macht, müsste ich mir mühselig erarbeiten, anderes mache ich intuitiv, an dem sie vielleicht scheitern würde. Aber wie gesagt, ich finde es immer toll, wenn man sich austauscht und schließlich lernt man niemals aus.
Flauschige Grüße
Sandra & Shiva