Giftköder – fressen oder nicht fressen…
Natürlich nicht fressen! Aber wie kann Hund widerstehen, wenn es doch so lecker schmeckt? Das ist ja das Gemeine. Diese Monster, die Giftköder auslegen, nehmen ja nicht staubtrockene Kekse, sondern so richtig leckere Dinge, um ihre fiese Todesfalle zu verstecken. Die Köder haben nur den einen Zweck: Uns zu töten und unserem Menschen das Liebste zu nehmen. Und warum? Das kann keiner erklären. Wegen nicht aufgeräumter Haufen, wegen Hundegebell, einfach aus Wut auf die Welt und je bösartiger und verabscheuungswürdig die Kreatur, umso perfider die Methode. Ich möchte mich da gar nicht weiter drüber auslassen… Nein, wir gehen dagegen vor!
Anti-Giftköder-Training
So heißt die Parole! Schließlich wollen wir unser Leben behalten und unsere Menschen weiterhin glücklich machen. Es gibt unzählige Methoden, wie man uns beibringen kann, dass wir nicht in die Todesfalle tappen. Natürlich sind manche Hunde prädestinierter als andere, um ihrer Nase und dem Magen zu folgen. Zum Beispiel musste mein „Cousin“ Munin, seines Zeichens Beagle, am alten Wohnort einen Maulkorb tragen, damit er keine Giftköder fressen kann. Manchmal ist das eben auch die einzige Möglichkeit, um unser Leben zu beschützen. Natürlich schränkt ein Maulkorb das Leben etwas ein, nicht so sehr unser Leben, aber unsere Menschen sehen sich vielen teilweise echt blöden Fragen und Vorurteilen ausgesetzt. Sprüche wie: „ist die/der so gefährlich?“, „das kann man auch trainieren“, „mit Erziehung wäre das nicht nötig“ und ähnliches strapazieren die Nerven unserer Zweibeiner unnötig.
Warum fressen wir unterwegs?
Zu Fressen, was lecker riecht und durchaus essbar aussieht, liegt tief in unseren Genen verwurzelt. Damit meine ich jetzt nicht die Sockenfresserei oder mal ein verspeistes Telefon… nein, wirklich leckere Dinge, wie Würstchen, Fleischbällchen etc. Aber wie kann man die Gene überlisten. Nunja, es ist alles eine Frage des Trainings, des Wollens und natürlich auch wie stark dieser Impuls, dieser Trieb ist. Es ist immerhin neben dem Jagdtrieb einer der stärksten Triebe unsereins. Wir fressen, um zu überleben. Also ist es lebensnotwendig.
Heutzutage bekommt der durchschnittliche Vierbeiner schon eine ordentliche Grundversorgung zur freien Verfügung gestellt, also kann dieser Trieb auch schon etwas abgeschwächt sein. Ich darf hier ganz frech auf Rosa verweisen, die durchaus eine sehr gute Futterhaltung hat und ab und zu ihr Fresschen im Garten verbuddelt. An Hunger kann es also nicht liegen, wenn man mal einen Beagle oder Labrador unberücksichtigt lässt), eher an der Gewohnheit, die unsere wölfische Vergangenheit uns ins Körbchen gelegt hat. Aber die lässt sich tatsächlich abtrainieren, umkonditionieren. Manch ein Zweibeiner lässt sich alles zeigen um es dann zu beurteilen, andere verbieten es komplett und arbeiten eher über Vermeidung, wieder andere haben Alternativen aufgebaut.
Alternativen zum Fressen?
Nööö, natürlich nicht. Gefuttert wird, aber ich zum Beispiel habe gelernt, dass alles was ich so finde, immer komisch ist. Sauscharf und es brennt immer zweimal. Doch wirklich! Das hab ich schon in frühester Welpenzeit gelernt und ich fresse folglich nichts unterwegs. Gleichzeitig hat Frauli mit mir immer ein Spiel gemacht. Ich habe gut duftende Säckchen suchen dürfen. Die musste ich dann zu ihr bringen und tadaaaa! Belohnung aus dem Säckchen. Das ist ein schönes Spiel und ich bin da auch voll gut drin.
Der Aufbau
Den Aufbau muss Frauli beschreiben, da bin ich überfragt…
Okay, es ist ein bisschen was von Hauruck gewesen, aber nötig, weil Shiva alles gefressen hat, was ihr vor die Schnute kam und da unter anderem auch gefährliche Dinge dabei waren. Also habe ich eine Art Meideverhalten provoziert. Ich hätte es auch gerne anders aufgebaut, war aber zu der Zeit etwas überfordert mit einem totkranken Hund und einem panischen Welpen an meiner Seite.
Wie lernt Hund, was er fressen darf und was nicht?
Man nehme jede Menge Hackfleisch und forme mit Handschuhen kleine Kugeln. Ganz wichtig ist, dass die Bällchen nicht nach einem selbst riechen. Vielleicht sogar jemand anders darum bitten. Also die Hälfte der Bällchen wurden mit Tabasco gefüllt. Es reicht ein kleiner Spritzer, wir wollen den Hund ja nicht krank machen, er soll nur merken, dass das grade doof war. Die Bällchen lässt man von freundlichen Nachbarn oder anderen dem Hund fremden Personen an vereinbarten Stellen auslegen.
Nun gehen wir mit dem hungrigen Hund dort spazieren und harren der Dinge. Natürlich geht die Nase zum Hackbällchen, sobald der Hund in Schnappnähe geht folgt ein lautes „Nein“, „Pfui“, „Aus“ oder ein anderes verneinendes Kommando. Dreht der Hund ab, sofort freudig feeeeeiiiin und das ungefüllte Hackbällchen aus der Hand füttern. Das scharfe Bällchen wird unter Aufsicht des Hundes entfernt und entsorgt. Nach ein paar solcher „Begegnungen“ merkt der Hund schon, okay… wenn ich nicht hingehe, obwohl ich es gesehen und gerochen habe, sondern zum Frauchen, bekomme ich was leckeres.
Wir lassen das mal im Köpfchen sacken und machen mit Schritt 2 weiter. Ich persönlich habe bisher jedem meiner Hunde beigebracht, dass bei fremden Personen nichts angenommen wird. Das vermeidet einerseits übertriebene Nähe des womöglich dreckigen Hundes bei fremden Menschen in schicker Kleidung und zum anderen kann der Hund nicht was bekommen, was er nicht verträgt. Also wurden Probanden von mir mit scharfen Bällchen ausgestattet und haben Shiva gelockt. Ich hab das verneinende Kommando gegeben und ihr von mir etwas gegeben.
Hat sie doch mal ein scharfes Bällchen erwischt, hat sie es sofort mit dem „Pfui“ ausgespuckt, weil es eben scharf war. Nun kam der Aufbau, nimm was von Freunden. Also wurden diese mit „guten“ und „scharfen Bällchen“ ausgestattet. Hab ich es mit einem „okay“ erlaubt, dann war es ein gutes Bällchen, hab ich es mit einem „nein“ verboten, war es ein scharfes Bällchen. Shiva nimmt immer erst Kontakt zu mir auf, wenn ihr was angeboten wird, bevor sie es nimmt. Wenn ich das Okayzeichen gebe, dann nimmt sie es. Wenn ich das verneinende Kommando gebe, dann dreht sie ab und kommt zu mir.
Schnüffelspiel to go
Da ich ja meinen Hund gerne auf die Probe stelle und das Köpfchen beschäftige, habe ich das Schnüffelmemory aus dem Glückshund-Shop umfunktioniert. Durch mein Anti-Giftköder-Training kam Sabrina überhaupt erst auf die Idee des Schnüffelspiels und hat es fantastisch umgesetzt. Wir hatten nämlich darüber geschrieben, dass ich gerne so kleine Säckchen zum Verstecken hätte und *puff* war die Idee des Schnüffelmemorys geboren.
Wir nehmen die Säckchen, die eigentlich für ein Unterscheidungsspiel gedacht sind, einfach mit zum Gassi. Sie werden befüllt und unterwegs ausgelegt. Ich suche mir da immer eine etwas ruhige Ecke mit Büschen oder hohem Gras. Dort verstecke ich die Säckchen und schicke Shiva mit dem Kommando „Such“ auf die Reise. Sie bringt mir die Säckchen und bekommt den Inhalt. Das klappt mit ihr richtig gut und zeitgleich lernt sie auch, dass sie nur das „eingepackte“ bringen darf und dort dann auch den Inhalt bekommt. Also muss sie zum Abchecken immer zu mir kommen.
Sollte sie doch mal was anderes finden und bringen, dann kann ich es vor Ort auch aussortieren und ihr ein Leckerchen von mir geben. Shiva nimmt das sehr schön an und hat vor allem seit dem Schnüffelspiel gar nichts mehr ohne vorheriges Kommando aufgenommen. Sie folgt auch keiner Fährte, weil das entsprechende Kommando ausbleibt. Selbst wenn sie mal ein Tier riecht (was ich vorher im Wald hab verschwinden sehen), geht sie nicht nach, sondern checkt erst gegen.
Auch wenn es jetzt so klingt, als wäre das in 2 Tagen abgehandelt, dauerte das zuverlässige Training mehrere Monate, durchzogen von so einigen Rückschlägen. Also nicht entmutigen lassen, sondern fleißig dran bleiben.
Flauschige Grüße
Frauli Sandra
Jaaaa, Frauli hat mich monatelang mit den leckersten Gerüchen quasi gefoltert und bekommen hab ich nüscht!!! Überhaupt gar nüscht! *seufz* Das Leben ist so hart, also bleibt stark. Ihr könnt auch richtig viel Leckerchen abstauben, wenn ihr kleine Gedächtnislücken vortäuscht.
Flauschige Umpfötelung
Shiva Wuschelmädchen