Die Welt ist ja gar nicht mal so schlecht…
Die ersten Wochen nach Rockys Tod war Frauli unglaublich traurig, aber sie hat sich für mich zusammengerissen und mit mir irre viel unternommen. Ich hatte vor allem Angst. Bäume, Äste, Blätter, Schmetterlinge, Gras, Baumstümpfe, Felsen, andere Tiere und Menschen. Es war einfach alles gruslig und potentiell gefährlich. Ich bin eigentlich nur mit gefletschten Zähnen und angelegten Ohren durch die Gegend gelaufen. Frauli hat sich so eine wahnsinnige Mühe gegeben. Manchmal ist es ihr noch passiert, dass sie in eine Situation ziemlich unbedarft hineingegangen ist, bei der ich dann total überfordert war. Sie hat sich dann immer bei mir entschuldigt, als ob sie was für meinen kleinen Knacks könnte. Mit Rocky konnte sie überall hin, er war souverän und mutig, ich hatte erstmal vor allem Angst und hab schon früh gelernt, dass die anderen zurückweichen, wenn ich Zähne zeige. Frauli hat sich mit mir an den Straßenrand gesetzt und die Welt auf mich wirken lassen. Sie war immer da und hat mich in den Arm genommen. Sie hat so gut wie nie geschimpft, nur wenn ich sie angegriffen habe, weil ich überfordert war, dann hat sie laut NEIN gesagt und meine Schnauze nach unten gedrückt. Ich hab aber ganz schnell gemerkt, dass ich Frauli nicht beißen muss und dass sie mich immer beschützt.
Lernphase
Überall wo es unbekannt war, hab ich erstmal mein Geschäft verweigert, solange bis ich mich sicherer gefühlt habe. Wenn da zum Beispiel ein gefährlicher Baumstumpf war, dann musste Frauli den solange schön quasseln, bis ich mich hingetraut habe. Das war dann schon mal so, dass Frauli ca. 20 min im strömenden Regen auf einem Baumstumpf saß und rumgekaspert hat. Manchmal war sie nahe dran, dass die Männer mit den weißen „Hab-mich-lieb-Jacken“ kommen, aber sie konnte mich immer überzeugen, dass es doch nicht gefährlich war. Mit der Zeit wurde ich unternehmungslustiger und wir haben gemeinsam diese Sachen erobert. Frauli hat es mir gezeigt und ich bin dann von mir aus raufgehopst und habe es untersucht. Oben gab es immer eine Belohnung für meinen Mut. Frauli hat immer gescherzt, dass ich, wenn es so weiter geht, kugelrund werde.
Fortschritt trifft Rückschritt
Aber es war nicht alles so schön. Menschen und fremde Hunde haben mir lange Zeit ganz große Angst gemacht und immer wenn mir jemand zu Nahe kam, hab ich angegriffen. Das war nicht schön und manchmal falle ich auch heute noch in mein altes Muster zurück, ohne dass Frauli oder ich bisher eine Lösung gefunden haben. Ich weiß auch nicht, was mir dann so plötzlich Angst macht und Frauli ist hinterher dann immer ganz traurig. Mit vielen kleinen und größeren Rückschritten haben wir uns vorgearbeitet. Mein gesamtes erstes Lebensjahr bin ich bis auf kurze Abschnitte an der Schleppleine gelaufen, weil ich irgendwie nicht gekommen bin, wenn es drauf ankam. Hat mich Frauli einfach so gerufen, war ich sofort da, aber hat sie mich gerufen, wenn andere Menschen oder Hunde näher kamen, bin ich dorthin gerannt. Inzwischen fand ich aber alle toll. Frauli hat mir gezeigt, dass sie nicht gefährlich sind und ich mit denen ganz toll spielen kann. Dann kam der Tag, als ein Hund nicht spielen wollte und mich ganz fürchterlich gebissen hat. Zum Glück ist außer einem Schreck, einem kleinen Loch und einem verrenkten Ellenbogen nix passiert, aber da waren Hunde wieder gefährlich. Frauli war unglücklich, weil monatelanges Training dahin war…
Zuhause ist es am Schönsten
Bei Frauli daheim habe ich mich pudelwohl gefühlt. Da war alles vertraut und schön und ich konnte so richtig glücklich sein. Frauli hat sehr viel Wert darauf gelegt, dass ich lerne, Ruhepausen einzuhalten und auch mal abzuschalten. Es ging nicht lange und ich konnte total entspannt schlafen, während um mich rum die Familie wurstelte. Hier war ich sicher und geborgen. Keiner würde mir jemals etwas antun.
Hundefreunde
Frauli hat viele Freunde mit Hund und hat sich bemüht, dass ich alle kennenlerne und nicht bei jedem Hund gleich ganz aus dem Häuschen gerate. Meistens ging es supertoll und ich habe viel dazugelernt. Allmählich wurde ich sicherer und etwas selbstbewusster. Das Leben ist also doch nicht so gefährlich, wie ich es als Baby kennenlernen musste. Nachdem ich das verstanden hatte, war der nächste riesengroße Schritt getan. Gucci ist ein winzigkleiner Chihuahua, leider bin ich für sie zu grob und wir können nicht zusammen Gassi gehen. Ich hab sie ein paar Mal überrannt und jetzt hat sie Angst vor mir. Weil sie so sehr klein ist, wollen wir da auch kein Risiko eingehen und ich hab sie nun schon lange nicht mehr gesehen. Ich hab aber einige Hundefreunde, die ich regelmäßig und gerne treffe.
Dazu aber beim nächsten Mal mehr. Jetzt muss ich erstmal Abendessen.
Umpfötel
Shiva Wuschelmädchen
2 Comments
Michael Schramm
Danke, dass Du uns so interessante Einblicke in Dein Leben gewährst. Das war bestimmt nicht leicht für Dich! Mit Gucci freundest Du Dich bestimmt auch wieder an!
Sabrina
Wie schön, dass du all die alten Beiträge nochmal überarbeitet hast. Total niedlich die kleine Mini Shiva 😀 Das ist ja wirklich wahnsinn, was ihr alles geschafft habt 🙂